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19. Juli 2010 1 19 /07 /Juli /2010 05:52

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Mein Vor-Vorletztes Wochenende in China verbrachte ich mehr oder weniger spontan in der Steppe (oder auch Weidenland) an der Grenze zwischen der Inneren Mongolei und der nördlichen Provinz Hebei. Das Örtchen Zha La Ying (so klein, dass ich es auf keiner Karte gefunden habe!) befindet sich im Bashang-Grasland in der Provinz Hebei. Das Grasland ist die Heimat der Mongolen und u.a. berühmt für die Legenden über Dschingis Khan und ihre Gastfreundschaft.

 

 

 


 

Die geplante Abfahrt am Freitagabend verspätete sich leider wegen unpünktlicher Chinesen (gelobt sei die deutsche Pünktlichkeit!^^) und dichten Verkehrs. Doch schließlich wurde von Sattel bis Trinkflasche alles verstaut und los ging’s! Leider war der Verkehr sehr verstopft, sodass wir zusätzlich mit einem „nichts-geht-mehr-Stau“ wegen einem Frontalunfall auf der Autobahn, geschlagene 11 Stunden im Bus saßen und erst gegen 07:00 morgens ankamen. Kein Geschenk! Allerdings wurden wir von unserer Gastfamilie sehr nett begrüßt und mit Frühstück versorgt.

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Da wir uns ja aber in der Pampa befanden (hier gab es nicht mal befestigte Straßen) war das Frühstück mit Mais-Porridge und kleinen Hefebällchen sehr chinesisch und nichts für meinen europäischen Magen. ;-) Aber wie sagt man so schön: Der Hunger treibts rein! ;-) Nach dem Frühstück ging’s auch sofort weiter. Wer mochte konnte sich eine kleine Pause gönnen und schlafen gehen, alle anderen machten einen morgendlichen Ausritt. Da unser Inn auch sehr chinesisch war (Bilder siehe unten!), beschloss ich meine Zeit lieber auf einem Pferd als in dem Inn zu verbringen ;-)

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Schnell war ein Pferdchen für mich ausgesucht (da sie dachten ich könne nicht reiten, bekam ich ein langsames – Blondie soll ja schließlich nicht vom Pferd fallen^^). Da die Sättel doch eher ein Fetzen Leder mit Stoffpolster waren, nahm ich mit Kusshand den von allen anderen verschmähten Dressursattel des Reitlehrers unseres Reitclubs. Dieser Sattel hatte nämlich nicht wie alle anderen einen Knauf oder Haltegriff. Auf die verdutzten Gesichter und so manchem „this is a saddle for proffessionals“, lachte ich nur in mich hinein. Schließlich hatte ich auf eben genau solchen Sätteln reiten gelernt und außerdem soll man sich beim Reiten auch nicht mit den Händen am Sattel festhalten (wofür hat man denn seine Beine?!^^), das macht doch die ganze Haltung zunichte! ;-) hihi! Mit einer kleinen Gruppe und einem Cowboy (die dortigen Guides) ritten wir los.

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Einer der Cowboys sah besonders wild aus: Er war groß, sehr schlank, braun gebrannt und komplett in Leder (halboffene Jacke mit nichts drunter!^^) gekleidet und einer Peitsche in der Hand. Wenn mal ein Pferd durchging oder ausbrach ritt er (oder ein anderer Cowboy) hinter her und fingen die Ausreiser (meistens samt Reiter) wieder ein. Einige –unter anderem auch unser Cowboy- konnten sogar im Stehen reiten-wow... Angeber ;-) Haha!


Das Grasland sieht aus wie der Standard Windowsstartbildschirm: Grüne Hügel und blauer Himmel mit kleinen Wölkchen. Wirklich super toll anzusehen. So galoppierten wir über die weiten Steppen und genossen (jedenfalls alle, die sich nicht krampfhaft versuchten am Sattel festzuhalten^^) die Sonne. Den Pferden machte der Ritt auch sichtlich Spaß den durch den Herdentrieb heizten sie sich gegenseitig an! ;-) Das war für die meisten meiner Mitreiter auch gut so, denn so ziemlich alle hatten keine bis wenig Erfahrung und ließen die Pferde einfach nur hinterher laufen. Das lustige daran war, dass sie wie wild (die armen Pferde nebenbei gesagt!) auf den Pferden rumjuckelten und immer zu „Hüh!“ riefen. Die Pferde ignorierten dies jedoch gepflegt. Umso grösser waren die verblüfften Gesichter als ich entspannt mit meiner Bibi (so hab ich mein Hotte getauft) neben ihnen hergaloppierte. Beinarbeit hilft eben doch mehr als wildes Geschrei! ;-)

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Mitten im nirgendwo waren „Zelte“ (eher Pfeiler mit Planen drüber) aufgebaut, wo die Pferde sich ausruhen konnten und uns Menschen sehr süßer Tee serviert wurde. Während der Rast diskutieren die Cowboys meinen Reitstil und sagten mir ich sollte weniger „britisch“ und mehr „wild west“ reiten! ;-) Haha! Nach einer ausgiebigen Pause ritten wir wieder zurück. Das wirklich niedliche bei der Tour war, dass mein Stute ein Fohlen (schon 1 Jahr alt) hatte und dieses mir immer hinterher lief – super putzig! Nach dem wieder sehr chinesischen Mittagessen (*würg*) und einer kleinen Pause brach unsere Gruppe zu einem weiteren Ritt auf. Ich hatte Glück und durfte wieder auf Bibi reiten. Diesmal ging es weg von dem ebenen Weidenland zu dem hügeligen Teil. Auch dieser Ritt hat wirklich Spaß gemacht. Leider schien die Gastfamilie (außer bei mir) nicht nach den Reitkünsten der Gäste zu fragen und setzte so machen Chinesen auf ein falsches Pferd. So kam es, dass eine Chinesin (im Bus hat sie noch große Töne gespuckt!) auf einem sehr schnellen und unruhigen Pferd saß. Schon vor dem Losreiten hat sie sich an den Sattelknauf geklammert und spitz geschrien... na Süße, ist doch was anderes wenn man erst mal im Sattel sitzt, nech? ;-) Jedenfalls musste unterwegs unser wilder Cowboy mit ihr tauschen und sie wurde fortan am Strick geführt. Mir wäre es ja SEHR peinlich: Erst prahlen und dann am Strick geführt werden...:-) (Ps. Sie hatte natürlich auch die am besten ausgestattete Reitkleidung der Gruppe! Nützt nur auch nichts...)

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(Ich mit Bibi)


Bei unserer ersten Pause an einem weiteren Zelt, merkte ich zum ersten Mal, warum man lieber nicht mit Jeans reiten sollte. ;-) Ich bin gegangen wie John Wanye, glücklicherweise war ich nicht die Einzige ;-) Ein junger Mann (ritt ganz okay, obwohl er Anfänger war) fasste sich immer wieder in den Schritt und jammerte „I m jumping on my balls during riding“ ;-) hihi die arme Sau! ;-) Der zweite Teil des Rittes führte durch kleine Flüsse und über einige Hügel zu einem niedlichen Wäldchen. Hier machten wir ein Gruppenfoto und ließen die Pferde erneut ausruhen.

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Hier gab es auch genug Schatten für alle! Leider musste ich feststellen, dass ich nachdem ich das zweite Mal abgestiegen war, meine Beine vor Schmerz kaum noch fühlte – Aua! Da machte sich doch die 3-jährige Pause bemerkbar. Den Rückweg ritt ich größtenteils im Schritt, obwohl die Cowboys mich zur Eile drängelten. Doch ich blieb stur und komischerweise waren auch ein paar andere Chinesen dankbar für einen gemütlichen Ritt. Sei es auch wegen dem Muskelkater oder wegen der fehlenden Reitkenntnis. ;-) Ich denke auch Bibi war mir dessen dankbar, schließlich hatte ich heute mit mir schon ein paar mehr Kilometer abgeklappert... Als wir an unserem Hof ankamen und ich zu unserem Zimmer ging, lief ich wie John Wanye nach einem Tritt in die Eier! ;-) Schmerzen waren kein Ausdruck mehr. Allerdings muss ich hier noch sagen, dass ich es irgendwie geschafft habe (trotz der Jeans) mich ausschließlich an den Waden (Wie? Keine Ahnung!) wund zu scheuern. ;-) Trotzdem fühlte ich mich jedes Mal beim Hinsetzen wie eine Frau, die eben ein Baby entbunden hat (Hinsetzen geht eben nur gaaaanz langsam und mit abstützen^^). Nach einer abenteuerlichen Dusche und einem schnellen Abendessen fiel ich hundemüde ins Bett. Zudem gab es nach Sonnenuntergang nur noch auf den Zimmern, in der Küche und auf dem Essplatz Strom und nach Karaoke zwischen Bierzeitgarnituren war mir ebenfalls nicht zu Mute! ;-)

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(Links: "Badezimmer" (Klo,Dusche,Waschbecken!) / Rechts: Grassland - Windowsstartbildschirm)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Am nächsten Morgen stiegen wir um 08:00 auf unsere Pferde und machten einen letzten Ausritt. Meine Bibi war schon unterwegs, aber so konnte ich mir ein schnelleres Pferd aussuchen. Wieder wurde (nur) ich gefragt „are you sure you can handle this horse?“ und auf mein Nicken wurde Carlo umgesattelt (ich bestand auf den “proffessional saddle”). Carlo war wirklich ein bisschen lebhaft, aber trotzdem kam ich gut mit ihm zurecht. Sogar der Cowboy nickte mir anerkennend zu. ;-) Wir ritten eine ähnliche Strecke wie am ersten Tag. Diesmal hielten wir allerdings nicht bei den Zelten, sondern ritten weiter. Heute waren auch nicht alle von der Gruppe dabei, was meiner Meinung nach auch gut war. Es hatte in der Nacht stark geregnet und die Steppe war sehr matschig und wässrig. Man musste die Pferde rechtzeitig vor den großen Pfützen abbremsen, sonst könnte man selbst und das Pferd schnell im Matsch landen. Gut, dass die wirklichen Anfänger zu Hause geblieben sind!

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Mitten im Feld stiegen wir ab und ließen die Pferde ein wenig grasen und ausruhen. Hier wurden dann die Teams für das „Horse Race“ gewählt. Die Chinesen wollten sich zu gerne battlen, da machte das Reiten auch keine Ausnahme. ;-) Das Rennen war eher eine Art Staffellauf, nur ohne Übergabe eines Stabes: Zu einem bestimmten Punkt reiten, umdrehen, wieder zurück und der nächste im Team – jeder kennt das. Das lustige war, dass einige Pferde nicht von der Gruppe weg wollten uns sich partout gegen ihren Reiter gewehrt haben. So kam es, dass ein Reiter der sein Pferd solange mit der Gerte ärgerte, dass er schließlich im hohen Bogen abgeworfen wurde! Selber schuld! Ich hatte ihn noch gewarnt „be careful, your horse is getting angry!“ aber er hatte nur gelacht. Naja, später war ich diejenige die gelacht hat, als er matschig vor mir stand! ;-)) Alles in allem lief die Staffel sehr gut ab, wobei die meisten ihre Pferde nicht über Trabgeschwindigkeit antreiben konnten, oder aber die Pferde einfach umdrehten und nach Hause galoppierten (sie wurden von den Cowboys schnell wieder eingefangen!). Sehr ulkig... Zu Hause erwartete uns auch schon das ewig gleiche Mittagessen und da ich mir heute Leggings unter meine Jeans angezogen hatte, taten meine Beine auch nur bedingt weh! ;-) Hätt ich mal gleich am ersten Tag machen sollen! Naja, man wird na nicht nur älter sondern auch schlauer! ;-) Nach dem Mittag hieß es für uns dann auch schon wieder bye bye Bibi und Carlo...


Nach nur 6 Stunden Busfahrt kamen wir wieder in Peking an. Ich hab gemerkt, dass Reiten wirklich die Fahrradfahren ist und man es –wenn man es einmal anständig gelernt hat- auch nicht wieder vergisst! Das Wochenende war klasse, obwohl ich mir mehr Pausen für die Pferde, besseres Essen (Ich habe mich von Reis und heißem Wasser ernährt!) und eine bessere Unterkunft („Can I sleep in the bus again?“) gewünscht hätte.

 Alles in allem werde ich diese Tour sehr lange in Erinnerung behalten, da sich die Pferde für auf dem Rücken hoppelnde, mit Gerten picksende und große Töne spuckende Reiter doch immer gerächt haben und so mancher samt „coolem“ Cowboyhut im Matsch landete. Natürlich auch wegen der Komplimente für meinen „britischen“ Reitstil ;-)) Hier ein großes Danke an Petra, meine Reitlehrerin!!

Auf den Spuren von Dsinges Khan sendet euch viele Grüße

Kim

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